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Das nenn ich ja mal eine nette Formulierung: „Werbung zu instabil“ – Google nennt sein jahrelang erfolgreichstes Geschäftsmodell „instabil“. Der Cashcow ist also gemolken, und mit dieser Begründung ziehen so langsam aber sicher die Preise für die Google-Dienste an. Kostenlose Dienste von Google wie Google Drive, YouTube oder andere werden zwar (gefühlt) nicht teurer, aber ganz langsam reduzieren sich die kostenlos zur Nutzung freigegebenen Funktionsumfänge.
So wird der Drive-Speicherplatz plötzlich weniger, wer mehr will, muss früher zahlen. Das schlägt nicht nur auf die Android-Updates durch, sondern auch auf Gmail-Konten und Cloud-Speicherplatz grundsätzlich (als ein Beispiel). Als Nutzer hat man da nicht viele Optionen. Tausende alter Mails löschen, Cloud-Backup deaktivieren, oder einen kleinen monatlichen Beitrag zahlen. Problem aus Nutzersicht einfach, wenngleich etwas schmerzhaft, gelöst.
Es ist also mehr als sinnvoll für Google, jetzt den Schalter umzulegen und das Geschäftsmodell zu drehen. Durch die Reduzierung der kostenlosen Funktionsnutzung und der damit einhergehenden Umsetzung von Bezahlprodukten wird diese Lücke, die sich kompromisslos auftut, geschlossen. Der Erfolgshebel liegt in den vielen Lock-In-Effekten der Android- und Google-Nutzerschaft, die bereits stattgefunden haben. Jetzt macht für uns User die Falle schnapp – friss oder stirb (naja, oder nutze einfach weniger, lern wieder Karten zu lesen, sichere Deine Daten auf einen USB-Stick und so weiter…). Die uns beigebrachte kostenlose Bequemlichkeit sollten wir so langsam aber sicher vergessen – und uns auf weitere Kosten für diese Convenience einstellen.
Für mich ist das die perfekte Story – erst mit den Daten der User Geld verdienen, eine kaum überwindbare Abhängigkeit schaffen und dann, wenn man an die Daten nicht mehr rankommt, sich einfach für die kaum noch wegzudenkenden Bequemlichkeiten bezahlen lassen. Verglichen mit Apple waren die Jungs aus Cupertino da wesentlich ehrlicher. Da hat alles von Anfang an (viel) Geld gekostet, doch dem Nutzer war mehr oder weniger klar, dass er sich in ein geschlossenes Ökosystem begibt, für dessen Einfachheit und Bequemlichkeit er sich aktiv entschieden – und dafür freiwillig bezahlt – hat.
Dennoch, die Vorgehensweise von Google zeigt ziemlich gut, wie man eine Plattform aufbauen kann, Lock-In-Effekte erzeugt und bei sich ändernden Grundlagen dennoch (eben genau wegen der Lock-In-Effekte) ein stabiles Geschäftsmodell betreiben kann. Für mich ein großartiges Lehrbeispiel, was eine stabile Plattform leisten kann, wenn sie ausreichend viele Seiten hat und damit der Lock-In-Effekt durch den Nutzer kaum vermeidbar ist. Danke Google!
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