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End-to-End Software Lifecycle Management: Eine 'You build it, you run it – and you kill it' Strategie

Written by Alexander Käppler

Das Wichtigste in Kürze
  • Digitale Produktlebenszyklen:
    Die Softwareentwicklung erfordert ein Bewusstsein für den gesamten Lebenszyklus digitaler Produkte, wobei das Ende ebenso wichtig ist wie der Beginn, um agil auf Veränderungen reagieren zu können. 
  • Herausforderungen bei der Abschaltung eines digitalen Services:
    Die Abschaltung digitaler Services stellt Unternehmen vor Herausforderungen in den Bereichen Datenschutz, Kundenkommunikation und Vertragsgestaltung, sowie der Abhängigkeit von Sub-Lieferanten. 
  • Strategische Planung:
    Eine durchdachte Exit-Strategie und sorgfältige Vertragsbeziehungen sind essenziell, um die Integrität und Finanzen des Unternehmens beim Beenden von Diensten zu wahren. 
Agenda

Die Evolution eines Prinzips 

 

In der agilen Welt der Softwareentwicklung ist das Prinzip "You build it, you run it" mehr als eine Regel – es ist ein Bekenntnis zur Verantwortlichkeit derer, die digitale Lösungen erschaffen. Doch der digitale Wandel schreibt Geschwindigkeit groß, und die Erkenntnis wächst: Auch Software unterliegt einem Lebenszyklus. Die Ursachen sind vielschichtig – technologische Innovationen lassen bestehende Angebote veralten, Sicherheitsanforderungen intensivieren sich, und die Nutzerwünsche sind einem steten Wandel unterzogen. 

 

Angesichts dieser Schnelllebigkeit müssen wir unsere digitalen Services so designen, dass ihr geplantes Ende schon bei der Konzeption mitgedacht wird. Die Zeit ist reif, das Prinzip "You build it, you run it" zu einem umfassenden Lebenszyklusansatz zu erweitern, der auch ein bewusstes und verantwortungsbewusstes Beenden der Services, das "You kill it", einschließt. 

 

Kernherausforderungen bei Exit-Strategien für digitale Produkte 

 

Ganz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist es unabdingbar, digitale Services von Anfang an mit einem definierten Lebensende zu planen. Es reicht nicht mehr, allein das "Was" unserer Schöpfungen zu betrachten – das "Wann" und "Wie" des geordneten Rückzugs verdienen gleichsam Aufmerksamkeit. 

 

Für Unternehmen ist es daher essenziell, eine durchdachte Exit-Strategie zu etablieren, die mögliche Konsequenzen eines Service-Endes gründlich einbezieht. Datenschutzrechtliche Bedenken, transparente Kundenkommunikation, sorgfältige Vertragsgestaltung und die Koordination mit Zulieferern stellen in diesem Zusammenhang komplexe Herausforderungen dar, denen strategisch begegnet werden muss. 

 

Datenschutz und Datenaufbewahrung im Abschaltprozess 

 

Wenn ein digitaler Service seinen Lebenszyklus vollendet, steht man vor der komplexen Aufgabe, das weitere Schicksal der gespeicherten Daten zu bestimmen. Im Bereich des Datenmanagements ist diese Frage besonders vielschichtig. Während finanzielle Daten aufgrund rechtlicher Vorgaben oft über Jahre hinweg aufbewahrt werden müssen, gebieten die strikten Vorschriften der DSGVO eine minimale Speicherdauer für personenbezogene Daten, gefolgt von einer sicheren Datenlöschung. 

 

Eine kluge Trennung der Daten schon während des Speicherprozesses ist dabei nicht nur förderlich, sondern kritisch, wenn es um die Beendigung von Services geht. Dies versetzt Unternehmen in die Lage, ihre Aufbewahrungspflichten zu erfüllen und dabei Datenschutzauflagen zu wahren. Deshalb muss der Planungsfokus eines digitalen Services bereits von Beginn an ebenso auf die Datenverwaltung und -löschung am Ende der Servicezeit gerichtet sein, um datenschutzrechtlichen Verpflichtungen gerecht zu werden. 

 

Vorausschauende Datenspeicherung für eine reibungslose Abschaltung 

 

Indem Unternehmen eine proaktive Datenspeicherstrategie umsetzen, sichern sie sich die Agilität, adäquat auf das bevorstehende Ende von Services zu reagieren. Dazu gehört der Aufbau von Systemen, die das Erkennen, Trennen und sichere Entfernen von Nutzerdaten unkompliziert gestalten, wenn der Moment gekommen ist. Zudem ist es entscheidend, revisionssichere Prozesse fest in der Systemarchitektur zu verankern. Eine derartige Strategie garantiert, dass der Übergang von der Betriebs- zur Außerbetriebsphase 'You run it' zu 'You kill it' reibungslos verläuft, während gleichzeitig datenschutzrechtliche Bestimmungen strikt befolgt werden und der Schutz persönlicher Nutzerdaten stets im Vordergrund steht. 

 

Kundenkommunikation bzgl. der Vertragsbeziehungen am Ende des Service-Lebenszyklus 

 

Klarheit in der Kommunikation zu den Kunden ist von höchster Bedeutung, insbesondere beim Auslaufen eines digitalen Angebots. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass Kunden zeitgerecht und präzise über bevorstehende Veränderungen informiert werden, wobei die Details der Mitteilung stark von den individuellen Vertragskonditionen abhängen können. Langzeitverträge, wie beispielsweise das bekannte 24-Monats-Abonnement, sind zwar vorteilhaft für die finanzielle Vorausplanung, erfordern jedoch eine Neuausrichtung, sobald der betreffende Service nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Es ist von kritischer Bedeutung, Änderungen, die bevorstehen könnten – insbesondere durch externe Einflüsse wie etwa Infrastrukturwandlungen – zeitig und deutlich an die Kunden zu kommunizieren. 

 

Zusätzlich ist es geboten, die Bedingungen für eine Kündigung so zu konzipieren, dass sie gerecht für beide Seiten, den Kunden und den Anbieter, sind. Klauseln für Sonderkündigungen bieten hier die nötige Anpassungsfähigkeit und sorgen dafür, dass keine Seite unangemessen eingeschränkt ist, falls ein Service vorzeitig eingestellt werden muss. 

 

Wenn ein Service eng mit einem physischen Produkt verbunden ist, erfordert das Serviceende eine besonders sorgfältige Betrachtung. Oftmals muss in solchen Fällen eine Form der Kompensation angeboten werden. Eine detaillierte Kenntnis über Kundendaten und vertragliche Vereinbarungen ist daher unverzichtbar, um adäquate Kommunikationswege und mögliche Kompensationsmaßnahmen festzulegen. 

 

Die Umsetzung des Serviceendes: Timing und Taktik 

 

Die Erfahrung lehrt uns, dass bei der geplanten Beendigung eines Services ein wohlüberlegtes Vorgehen essenziell ist. Sobald ein Enddatum für einen Service feststeht, sollte dieser nicht mehr zur Neuanschaffung angeboten werden. Eine proaktive Anpassung der Vertragslaufzeiten und Fristen kann helfen, unliebsame Überraschungen sowohl für Kunden als auch für das Unternehmen zu umgehen. Neue Verträge könnten beispielsweise nur noch mit verkürzten Laufzeiten geschlossen werden, was eine angepasste und würdige Beendigung des Services ermöglicht und gleichzeitig das volle Potenzial bis zum Schluss nutzt, während ein sanfter Übergang für alle Stakeholder gesichert wird. 

 

Die intrinsische Flexibilität digitaler Dienste ist ein klarer Vorteil, der eine schnelle und effiziente Anpassung an Marktveränderungen zulässt. Mit der frühzeitigen Einplanung eines "You kill it"-Szenarios wird gewährleistet, dass das Ende eines Dienstes ebenso strategisch durchdacht wird wie sein Anfang. 

 

Berücksichtigung von Sublieferanten und externen Dienstleistern

 

In der komplexen Landschaft digitaler Dienste ist es entscheidend, das Netzwerk der Beteiligten – von Sublieferanten bis zu externen Dienstleistern – harmonisch zu orchestrieren. Diese Partner sind essentiell, denn sie tragen entscheidend zur Leistungsfähigkeit und zum reibungslosen Betrieb des Hauptangebots bei. Es ist jedoch zentral, das Prozedere für den Fall zu definieren, dass der primäre Service nicht länger angeboten wird. 

 

Schon in der Entwurfsphase eines Services sollten mögliche langfristige Verpflichtungen und Vereinbarungen berücksichtigt werden. Beispielsweise kann eine mehrjährige Mietvereinbarung für Server oder Cloud-Dienste zu unvorhergesehenen finanziellen Lasten führen, falls der Service vorzeitig endet und die Infrastrukturkosten weiterlaufen – ähnlich unerwarteten Ausgaben, die durch die Auflösung langfristiger Geschäftsmieten entstehen können. 

 

Ebenso kritisch ist die Zusammenarbeit mit Drittanbietern. Änderungen in deren Serviceangebot oder neue gesetzliche Rahmenbedingungen können sich unmittelbar auf den eigenen Service auswirken und Anpassungen oder gar ein vorzeitiges Aus notwendig machen. Durch eine frühzeitige Risikobewertung und Integration in das Geschäftsmodell lassen sich potenzielle Abhängigkeiten erkennen und vorbeugende Strategien entwickeln, um nicht lediglich reaktiv, sondern aktiv und weitsichtig auf mögliche Herausforderungen zu reagieren. 

 

Fazit: Ein Exit-Plan ist eine Notwendigkeit 

 

Agilität in der Unternehmensführung sollte nicht als Synonym für mangelnde Vorausplanung missverstanden werden. Sie steht nicht für impulsives Handeln oder die kurzfristige Auseinandersetzung mit Problemen, sondern für das umsichtige und flexible Agieren bei sich wandelnden Rahmenbedingungen, gestützt durch einen soliden Plan B. Ein wohlüberlegtes "You kill it"-Szenario spiegelt daher keine negative Einstellung wider, sondern zeugt von einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. 

 

Durch die Erweiterung des bewährten "You build it, you run it"-Prinzips um den entscheidenden Aspekt des "and you kill it", bereiten wir uns auf eine Zukunft vor, in der die Faktoren Nachhaltigkeit, Verantwortung und strategische Voraussicht zunehmend den unternehmerischen Erfolg im digitalen Zeitalter definieren. 

 

 

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